Schul-Avatare

Verbunden bleiben und Gemeinschaft erleben:

Avatare für krebskranke Kinder im Schulunterricht

„Ich nutze den Avatar jetzt seit zwei Wochen. Meistens schalte ich mich jeden Tag dazu… Ich finde, über den Avatar bekommt man viel vom Unterricht mit und hat auch die Möglichkeit, Hefteinträge zu machen“, erzählt Cara (Name geändert).

Klassenzimmer mit Schulavatar
Der Schul-Avatar im Klassenzimmer

Die junge Patientin kann für längere Zeit nicht in die Schule gehen, weil sie an Krebs erkrankt ist.  Daher besucht an ihrer Stelle ein kleiner Roboter, ein sogenannter Schul-Avatar, den Unterricht.
Das ist ein knapp 30 Zentimeter großes weißes Gerät mit Kopf und Körper, der nun im Klassenzimmer auf dem Tisch steht, an dem sonst die Schülerin sitzt. Der Avatar überträgt Bild und Ton aus dem Unterricht auf ein Tablet ans Krankenbett und das Tablet wiederum die Stimme der Nutzerin an den Avatar und somit in den Klassenraum. So erfährt die Schülerin die Lerninhalte, kann sich am Unterricht beteiligen und ist weiterhin in die Klassengemeinschaft integriert.

„Von meinen Mitschülerinnen werde ich oft in die Pause mitgenommen und darf dann auch bei ihnen „sitzen“. Dann ist es fast so, als wäre ich wirklich dabei, da sie dann auch mit mir reden und viel erzählen. Ich finde es schön, mit dem Avatar am Unterricht teilzunehmen, da man bei seiner eigenen Klasse Unterricht hat und das wieder ein bisschen Normalität in den Alltag bringt“, berichtet Cara weiter.

Startet die Schülerin den Livestream, hebt sich der Kopf des Avatars und seine Augen beginnen zu leuchten. Den Kopf kann man zusätzlich nach oben, unten, rechts und links bewegen sowie den Augenausdruck von „neutral“ über „fröhlich“ oder „traurig“ bis hin zu „verwirrt“ ändern. Wenn sich die Nutzerin melden möchte, lässt sie den Kopf grün aufleuchten. Blinkt er blau, signalisiert sie, dass sie momentan einfach nur zuhören möchte.
Im Herbst 2023 rief die Initiative krebskranke Kinder München e.V. das Projekt „Schul-Avatare“ ins Leben; bisher hat sie schon mehrere junge Patient:innen mit Avataren ausgestattet. Die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Lehrkräfte sind begeistert.

Allerdings hat die hochspezialisierte Technik ihren Preis. Ein Avatar kostet 3.500 Euro. Rund 900 Euro pro Jahr kommen für laufende Betriebskosten hinzu. „Das ist für uns eine absolut sinnstiftende Investition in die soziale Integration und schulische Teilhabe krebskranker Kinder und Jugendlicher,“ sagt Clemens Kühlem, Geschäftsführer der Initiative krebskranke Kinder München e.V. „Besonders berührt hat mich, dass eine Schulklasse einen Avatar sogar auf Klassenfahrt mitgenommen hat und so das erkrankte Kind doch ein bisschen dabei sein konnte.“