17 Jahre Ernährungsberatung auf der Kinderkrebsstation

Vor 50 Jahren begann Irmgard Landthaler ihre berufliche Laufbahn als Diätassistentin im Klinikum Schwabing. Seit 2004 berät und begleitet sie Familien auf der Kinderonkologie. Dabei geht ihre Funktion oft weit über die reine Ernährungsberatung hinaus.

Von der Diagnose bis zur Nachsorge steht sie den Familien zu Seite, gibt Sicherheit und mindert Druck und Angst. Zu den Highlights im Stationsalltag gehörte das mit den Kindern gemeinsame keimreduzierte Kochen. Nun heißt es Abschied nehmen: Irmgard Landthaler geht Ende des Jahres in den Ruhestand.

Fällt Ihnen der Abschied schwer?

Ja und nein – meinen Beruf, die Ernährungsberatung vor allem der onkologischen und nephrologischen Patient*innen, liebe ich bis heute. Prof. Walter Hörl sagte mal: „Wenn man den Beruf zum Hobby macht, muss man ein Leben lang nicht arbeiten.“ Das Interessante daran sind die so unterschiedlichen Menschen, aber auch die enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Bereichen. Hierfür möchte ich mich bei allen herzlich bedanken! Aber jetzt freue ich mich auf meinen Mann, Familie, Freunde, Kultur, Garten, Kochen und überhaupt mehr Zeit für mich …

Was hat Ihnen in all den Jahren besonders Freude gemacht?

Es gibt ganz vieles, über das ich mich gefreut habe: Wenn ich bei der Beratung Eltern sagen konnte, was ihr Kind essen darf, und nicht, was verboten ist. Die Koch-Aktionen auf der Station waren etwas ganz Besonderes, wofür ich sehr dankbar bin. Das gemeinsame Kochen mit Kindern und Familien, die Vorbereitungen, das leckere Essen, Genießen, die glücklichen Gesichter, wenn es auf der Station gut riecht – das war einfach wunderbar. Alle, die gerade da waren, ob Eltern, Oma, Opa oder das Stationsteam sahen, wie glücklich die Kinder beim Kochen waren und wie sie mit Genuss das selbstzubereitete Essen zu sich nahmen, obwohl sie ansonsten nichts aßen. Diese Freude ließ die Sorgen etwas vergessen.

Wodurch, glauben Sie, haben Sie den jungen Patienten und ihren Eltern besonders geholfen?

Die Diagnose Krebs bedeutet für Betroffene und Angehörige schwere Einschnitte in ihre Normalität, verbunden mit einem Verlust an Autonomie, auch beim Essen. Ernährungsberatung ist ein Teil der Therapie, denn jeder kann etwas für sich selbst tun. Außerdem geben die Ratschläge eines Experten Sicherheit in einer Situation, die von Unsicherheit geprägt ist. Ernährungstherapie ist aber auch Zuwendung und die Kunst des Erlaubens.

Woher haben Sie sich Ihre Kraft geholt?

Die Kraft kommt aus dem, was an Zufriedenheit und Glück zurückkommt. Und auch mein Mann hat mir Kraft gegeben, denn er hat mir immer den Rücken freigehalten und ging notfalls auch mal zum Einkaufen mit.

Was möchten Sie Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg geben?

Das Bewusstsein darüber, wie wichtig die Ernährungstherapie für onkologische Patienten ist. Der Ernährungszustand hat einen Einfluss auf die Therapieverträglichkeit, auf Lebensqualität und letztendlich auch auf die Überlebenszeit. Die Ernährungstherapie besteht einerseits aus Empfehlungen zu keimreduzierter Kost und deren praktische Umsetzung, andererseits gibt es keine Patentlösungen. Die Ernährungspläne müssen immer individuell erarbeitet und auf den Patienten abgestimmt werden. Dabei spielen der Therapieverlauf, frühere Ernährungsgewohnheiten und nicht zuletzt der soziokulturelle Hintergrund eine Rolle. Die diätetische Betreuung erfolgt auch immer in enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern und der Pflege.

In jedem Fall darf sich meine Nachfolgerin auf eine vielseitige und erfüllende Aufgabe freuen.

Herzlichen Dank, liebe Frau Landthaler, für Ihre jahrelange engagierte, hervorragende Begleitung! Alles Gute für Ihren neuen Lebensabschnitt wünscht Ihnen Ihre Initiative krebskranke Kinder München e.V.


Anmerkungen:
Finanziert wurde die Ernährungsberatung in all den Jahren durch unsere Initiative. Die Nachfolgerin von Fr. Landthaler stellen wir Ihnen demnächst vor.
Das Gespräch führte Angelika Andrae-Kiel.