Musiktherapie auf der Kinderkrebsstation

Eine Herzensaufgabe

Mein Name ist Sophie Pudelek, ich bin 44 Jahre alt und arbeite als Musiktherapeutin auf der Kinderonkologie in Schwabing.
Seit vielen Jahren ist dort die Musiktherapie dank der Finanzierung durch die Initiative krebskranke Kinder München e.V. als festes Therapieangebot etabliert.
Durch Spenden und Stiftungsgelder konnte eine bunte, vielfältige und hochwertige Instrumentensammlung angeschafft werden.

 

Situativ in Kontakt kommen
Mein Vorgehen orientiert sich ganz an den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen, gestaltet sich also ganz situativ. Lernen mich die Patient*innen gerade erst kennen, so schauen wir uns zuerst einmal an, was ich in meinem Wagen alles dabei habe. Zum Beispiel die kleine Spieluhr mit den darauf tanzenden Fröschen weckt vor allem bei den jüngeren Kindern große Neugierde und hilft ganz spielerisch in Kontakt zu kommen. Hüpfen die kleinen Frösche dann weiter zu den nächsten Instrumenten, ist meist von Berührungsängsten oder Schüchternheit der Kinder nicht mehr viel zu spüren!

Sprachbarrieren können im musikalischen Spielen ganz in den Hintergrund treten.
Viele Kinder genießen es, aus dem Vollen zu schöpfen und alle möglichen Instrumente auszuprobieren. Die verschiedenen Klangqualitäten der Instrumente finden dabei sicher ihre Entsprechungen im sehr bewegten emotionalen Erleben der Kinder.
Daher erachte ich es als so wichtig, die Kinder in ihrem intuitiven klanglichen Ausdruck zu unterstützen und sie als Spielpartnerin oder auch nur als Zuhörerin zu begleiten.

Klänge zur Entspannung

Ältere Kinder und Jugendliche sind in ihrem Zugang zur Musiktherapie oft überlegter. Auch sie probieren gerne die eher unbekannten Instrumente aus, aber der Klang eines Instruments und welche Atmosphäre dadurch entsteht, wird viel bewusster wahrgenommen. Jugendliche Patient*innen können daher auch von Klängen zur Entspannung und Stressreduktion sehr profitieren, entweder durch ihr eigenes Spiel oder über ein rezeptives Angebot meinerseits. Auch das Ermöglichen von Selbstwirksamkeit und die identitätsstiftenden Elemente der Musik, etwa durch das gemeinsame Hören von Liedern der Jugendlichen, sind Schwerpunkte in meiner musiktherapeutischen Arbeit.

Mein größtes Erstaunen und die größte Freude im Arbeiten bereiten mir immer wieder die Augenblicke, wenn auf einmal nicht mehr die Krankheit, das Sich-Erleben als Patient*in im Vordergrund steht, sondern die neugierigen, mutigen, freudigen, kraftvollen und willensstarken Anteile der Kinder und Jugendlichen den Moment erfüllen.

Wenn wir mit der Meerestrommel eine Klangreise spielen, stelle ich mir vor, dass ich ein Delphin bin und im Ozean schwimme. Das ist richtig schön.

M., 6 Jahre bei der Chemotherapie

Ich hoffe, durch meine Arbeit die Zuversicht der Familien während der intensiven Behandlungszeit zu stärken, indem ich mit den Kindern am Erhalt ihrer kreativen und ressourcenstärkenden Fähigkeiten arbeite.

Sophie Pudelek