Seit 15 Jahren arbeite ich als Lehrerin mit geistig behinderten Jugendlichen und kann täglich spüren, wie schön es ist, mit Menschen zusammen zu sein und wie wichtig jeder Mensch ist.
Doch vor dieser Zeit traf uns das Schicksal, da mein Sohn mit fast drei Jahren die Diagnose ‚Akute lymphatische Leukämie‘ bekam. Das ist einfach unvorstellbar, warum mein Sohn? Ehe man es fassen konnte, waren wir mittendrin. Die Tage und Nächte im Krankenhaus waren manchmal furchtbar lang, manchmal schrecklich traurig und sehr anstrengend und wurden doch allmählich zum Alltag, den man nicht wollte.
Ohne Aufsehen einfach da sein
Dennoch gab es immer wieder Lichtblicke, die man in sich einsog und die Hoffnung gaben, dass es weiter geht. Dies waren zum Beispiel die regelmäßigen Besuche einer Mutter, deren Sohn ebenfalls vor vielen Jahren auf der Station gelegen war. Manchmal ging sie zu den Jugendlichen, die allein in ihrem Zimmer waren, dann wieder zu den Eltern, die mit ihren Kindern im Kindergarten spielten oder sie schaute zu den Eltern der ganz Kleinen, die das Zimmer nur selten verließen. Ohne großes Aufsehen war sie einfach da und hatte Zeit für alle. Sie hörte sich die Sorgen an oder man spielte einfach ein bisschen miteinander. Egal, ob man seine Geschichte erzählen oder nur hören wollte, dass alles gut werden kann – dies war der Moment, der den Alltag durchbrach. Das Kind der Frau war nun erwachsen und gesund. Ja, das will ich auch schaffen, waren meine Gedanken, wenn sie es konnte, warum nicht wir?!
Zeit haben und ein bisschen Hoffnung geben
Nach genau zwei Jahren Therapie hatten wir es geschafft, und mein Sohn ist seit dieser Zeit so gut wie nie mehr krank gewesen. Er studiert und lebt am anderen Ende von Deutschland. Er hat seinen Weg gefunden, und es macht mich sehr glücklich dies zu sehen. Jetzt sind fast 20 Jahre vergangen und ich freue mich über die Möglichkeit, nun etwas von dem, was ich als Besonderes erfahren durfte, weiterzugeben. Einfach da sein, zuhören, vielleicht von eigenen Erfahrungen erzählen und anderen ein wenig Hoffnung geben – das war bereits mein Wunsch, als ich mit der Diagnose „geheilt“ das Krankenhaus verlassen hatte. Ich gehöre seit kurzer Zeit zu den Botschafterinnen der Initiative krebskranke Kinder e.V., die mich sehr herzlich in ihre Gruppe aufgenommen haben. Das Leben zeigt uns manchmal neue Wege, die nicht immer leicht sind, aber uns verändern, wenn wir es zulassen. Dafür bin ich dankbar und freue mich aufs Zuhören und Da-Sein.
Momente, die den Alltag durchbrechen
Ich bin Ulrike Rasenberger, Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. In meiner Freizeit gehe ich meiner Leidenschaft, dem Salsa-Tanzen nach, liebe das Theater und höre unglaublich gerne Musik, bin mit Freunden unterwegs, genieße es aber auch, gemütlich zu Hause zu sein, ein gutes Buch zu lesen oder mal nichts zu machen.